17.03.2013
Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper (3,8-14)
Evangelium nach Joh (8,1-11)
Man muss sich das vorstellen, was Paulus da zu seiner Lieblingsgemeinde Philippi sagt! „Für mich ist es ein überwältigender Gewinn, Jesus Christus als meinen Herrn zu kennen. Zu ihm möchte ich um jeden Preis gehören.“ D.h. also: Ohne ihn verliert mein Leben seinen tieferen Sinn. - „Ich verlasse mich in vertrauendem Glauben auf das, was Gott durch Jesus für mich getan hat.“ Dieser Mann ist zutiefst beseelt, begeistert von Jesus. Jesus hat sozusagen von ihm Besitz ergriffen und ist die Kraft, die sein Leben vorantreibt. Bin ich so von Jesus begeistert, wie Paulus?
Er ist aber kein romantischer Schwärmer. „Ich meine nicht, dass ich schon vollkommen bin“, sagt er. „Ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon geschafft habe. Ich bin unterwegs zu dem Ziel, das ewige Leben zu gewinnen, zu dem Gott mich durch Jesus berufen hat.“ Ist das auch meine Einstellung als heute lebender Christ?
Jesus Christus, die treibende Kraft meines Lebens. Dieser Jesus hat viele Gesichter. Er sagt oft Dinge, die mich zutiefst mit Freude erfüllen. Aber ab und zu auch Dinge, die mich innerlich durcheinander bringen. Welches Bild von Jesus bringt uns z.B. das heutige Evangelium?
Hier geht es um eine heute höchst aktuelle Frage: Wie gehen wir mit Menschen um, die sich schuldig gemacht haben? Wie tut Jesus es? Sollen wir nach seinem Beispiel handeln?
Eine Frau ist auf frischer Tat bei Ehebruch ertappt worden. Nach der damaligen Gesetzeslage war das ein klarer Fall: Hier wird die gesellschaftlich-religiöse Ordnung durcheinander gebracht. Deswegen hat sie die Todesstrafe durch Steinigung verdient. Nach dem heutigem gesellschaftlichen Empfinden ist das eine maßlos übertriebene Strafe, denn man redet eher von einem „Kavaliersdelikt“ oder verniedlichend von einem „Seitensprung“. Heute klagt man in der Öffentlichkeit andere Schuldige an, wie z.B. Menschen, die sich an Kindern vergangen haben. Aber oft mit nicht weniger erbarmungsloser Härte, wie damals die Pharisäer bei dieser Frau. Zum Glück gibt es bei uns die Todesstrafe nicht mehr.
Schuld, Fehler und Versagen gehören zu unserem Menschsein. Kein Mensch ist ohne Schuld. Nicht an alles möchte man gerne erinnert werden. Es gibt die unrühmlichen Momente des eigenen Lebens, falsch getroffene Entscheidungen, unglücklich beendete Liebschaften, unerledigte Aufgaben, zerbrochene Freundschaften. Vieles von dem kann ein Leben belasten und behindern, wird wie ein Klotz bis ins Heute hinein mitgeschleift. „Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!“ Damals hat niemand es gewagt einen Stein zu werfen, und die ersten die gingen, waren die Ältesten. Heute ist man beinhart, erbarmungslos – zumindest, wenn es um die Schuld anderer geht.
Jesus behauptet nicht, dass diese Frau unschuldig ist. Er heißt die Tat dieser Frau nicht gut. Schuld bleibt Schuld. Aber: „Geh, und tue es nicht mehr!“ Jesus verurteilt die Tat, aber deswegen nicht den ganzen Menschen. Der schuldige Mensch bekommt eine neue Lebenschance. Das, was Jesus im Evangelium vom letzten Sonntag über Gott als barmherzigen Vater gesagt hat, das praktiziert Jesus selbst.
„Auch ich verurteile dich nicht.“ Wir haben also auch nicht das Recht, auf solche Menschen, die sich schuldig gemacht haben, Steine zu werfen und uns als gerechte Richter aufzuspielen. Denken wir auch an die Worte Jesu in seiner Bergpredigt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet, denn mit dem Maß, mit dem ihr messt, werdet auch ihr gemessen werden. Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und übersiehst den Balken in deinem eigenen Auge?“
Bin ich, wie Paulus, so von Jesus begeistert, dass ich auch bereit bin, so mit schuldigen Menschen umzugehen, wie er es tat?